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Drei Uraufführungen im Wiener Musikverein

20.10.25

Wien – Bei der „Hommage an Johann Strauss“ am 25. Oktober 2025 im Wiener Musikverein werden gleich drei neue Werke aus der Taufe gehoben: das Werk „Three Dances“ von Max Richter für Violine und Orchester, eine Bearbeitung von Johann Strauß‘ Csardas aus der „Fledermaus“, sowie „When the World Was Waltzing” von John Williams.

 

Hier von Max Richter zu
Three Dances

„Brahms ist die Seele Wiens, Strauss ihr Parfüm.“

Der Walzer trat im 19. Jahrhundert als eine radikale und aufrührerische Form auf – skandalös durch die Nähe, die er zwischen den Tanzenden erforderte, berauschend durch die sinnlichen Wirkungen der kreisenden Bewegungen, und unverhohlen körperlich in seinem Ausdruck.

In den „Three Dances“ wollte ich vermeiden, ein Werk zu schreiben, das Strauss’ Musik einfach imitiert – ein Gebiet, das Ravel in La Valse und mein eigener Lehrer Berio im zweiten Satz der Sinfonia bereits meisterhaft erforscht haben. Stattdessen wollte ich auf den Walzer als psychologisches Projekt reagieren und auf das Prinzip der „Tanzmusik“ in einem allgemeineren Sinn. Wie jede Tanzmusik – sei es die elektronische Musik unserer Zeit oder traditionelle Volksmusik – beruht auch der Walzer auf wiederkehrenden rhythmischen Mustern. Dieses gemeinsame Prinzip habe ich in meinem neuen Werk auf verschiedene Weisen zu erforschen versucht.

Der erste Satz, Circles in Circles, entfaltet eine funkelnde Klanglandschaft aus sich überlagernden, sich ständig verändernden Mustern, die von einer wiederkehrenden Basslinie angetrieben werden.
Der zweite Satz ist wie eine Zeitlupenaufnahme in einem Film: Die tanzenden Protagonisten treffen sich mit den Blicken und wissen in diesem Moment, dass sich ihr Leben für immer verändern wird – ein Sekundenbruchteil, der sich wie eine Ewigkeit anfühlt.
Der dritte Satz untersucht verschiedene Perspektiven auf vertraute rhythmische Materialien, um ihnen zu begegnen, als hörte man sie zum ersten Mal.

Ich widme dieses Werk in Bewunderung für Strauss’ Schaffen, das uns bis heute eine so starke Faszination ausübt. Als Strauss’ Ehefrau Adele Brahms bat, ihren Fächer zu signieren, schrieb er nicht – wie damals üblich – ein eigenes musikalisches Motiv, sondern die ersten Takte des Donauwalzers und fügte die Bemerkung hinzu: „Leider nicht von Johannes Brahms.“

 

Hier von John Williams zu
When the World Was Waltzing

Die Idee, einen neuen Walzer zum 200. Geburtstag von Johann Strauss II zu schreiben, stammt ganz und gar von Maestro Manfred Honeck, einem Künstler, den wir alle sehr bewundern. Während er und ich gemeinsam mit der Geigerin Anne-Sophie Mutter ein Konzert gaben, schlug er vor, dass ich ein kurzes Werk beisteuern könnte, um das Strauss-Jubiläum zu würdigen – und dabei Frau Mutters brillante Virtuosität auf eine vielleicht auch humorvolle Weise hervorzuheben.

Natürlich dachte ich zunächst, dass es wohl passender wäre, einen der vielen talentierten Komponisten in Österreich oder Deutschland damit zu betrauen – Menschen, deren Wissen und Verständnis von Strauss’ Werk mein eigenes gewiss weit übertrifft. Ich bin kein Experte für die Musik dieses großen Meisters, obwohl ich das, was ich von ihm kenne, sehr bewundere – so wie ja auch Brahms es tat. Doch Maestro Honeck blieb hartnäckig – zu meiner großen Freude – und, wie so oft, konnte ich der wunderbaren Frau Mutter einfach nicht widerstehen!

Die Frage war also: Was sollte ich tun?
Zunächst kann ich sagen, was das Stück nicht ist. Es ist weder eine Nachahmung noch ein Porträt von Strauss, ebenso wenig eine Parodie oder ein pastiches Werk. Vielmehr sehe ich es als ein Beispiel dafür, was Strauss vielleicht heute komponieren würde, angesichts der enorm erweiterten Möglichkeiten der Orchestrierung, die sich in den vielen Jahren seit seinem Tod entwickelt haben. Vielleicht hätte den großen Meister ja sogar der „Hollywood-Stil“ fasziniert, der ihm zweifellos eine große künstlerische Schuld verdankt.

Alles, was ich sagen kann, ist, dass dieses Projekt für mich ein riesiges Vergnügen war – und dass die Gelegenheit, mit Frau Mutter und Maestro Honeck zusammenzuarbeiten, stets eine große Ehre bedeutet.

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