Ein Resümee des 20. Jahrhunderts – 2000 Back to the Future

Leonard Bernstein

geboren: 25. August 1918 in Lawrence (Massachusetts), USA gestorben: 14. Oktober 1990 in New York City, USA

Vor allem durch seine zahlreichen Auftritte als Dirigent in den Konzertsälen und Fernsehstationen rund um die Welt erlangte Leonard Bernstein seine beispiellose Popularität. Er studierte an der Havard University Musik, Philosophie und Literaturwissenschaft, am Curtis Institute of Music Tonsatz und Instrumentation, Klavier und Dirigieren. Außerdem lernte Bernstein bei Aaron Copland Komposition und nahm im Berkshire Music Center an Dirigierkursen von Sergei Kussewitzky teil.

Seinen Durchbruch als Dirignet feierte Leonard Bernstein 1943, als er für Bruno Walter die Leitung eines Konzerts des New York Philharmonic Orchestra übernahm, das landesweit übertragen wurde. Im Jahr darauf vollendete Bernstein seine erste Symphonie "Jeremiah" und das Musical "On the Town".

Mit zahlreichen Instrumental-, Vokal- und Bühnenstücken, mehreren Fachpublikationen und seinen internationalen Engagements als Dirigent avancierte Bernstein zum Star.

Zu seiner Serenade schreibt Leonard Bernstein folgendes: "Für diese Serenade gibt es kein wörtlich zu verstehendes Programm, abgesehen davon, dass ich zur Komposition durch die wiederholte Lektüre von Platons wunderbarem Dialog "Das Symposion" angeregt wurde. Die Musik besteht wie der Dialog aus einer Folge miteinander verwandter Äußerungen zum Lobpreis der Liebe. Auch formal folgt sie der von Platon vorgegebenen Abfolge von Rednern beim Gastmahl. Die Verwandtschaft der Sätze untereinander beruht nicht auf gemeinsamem thematischen Material im üblichen Sinne, sondern auf einem System, in dem jeder Satz sich aus Elementen des jeweils vorhergehenden Satzes entwickelt. Zuhörern mit Interesse an literarischen Anspielungen möchte ich die folgenden Anhaltspunkte mit auf den Weg geben:

I. Phaidros: Pausanias (Lento, Allegro). Phaidros eröffnet das Symposion mit einem schwärmerischen Hymnus auf Eros, den Gott der Liebe (ein Fugato, begonnen von der Solovioline). Pausanias ergreift das Wort und spricht von der Dualität von lieben und geliebt werden. Dies wird in einem klassischen Allegro-Sonatensatz ausgedrückt, der auf dem Material des eröffnenden Fugatos basiert.

II. Aristophanes (Allegretto). Aristophanes spielt in diesem Dialog nicht die Rolle des Spaßmachers, sondern die eines Geschichtenerzählers vor dem Schlafengehen, und hält eine Rede über den märchenhaft-mythischen Gehalt der Liebe.

III. Eryximachos (Presto). Der Arzt Eryximachos nennt die körperliche Harmonie ein naturwissenschaftliches Vorbild für die verschiedenen Formen der Liebe und ihre Auswirkungen. Dies ist ein äußerst kurzes Fugato-Scherzo, entstanden aus einer Vermischung von Rätselhaftigkeit und Humor.

IV. Agathon (Adagio). Hier handelt es sich um die vielleicht bewegendste Rede des gesamten Dialogs. Agathon preist umfassend alle Aspekte der Macht der Liebe, ihres Reizes und ihrer Wirkung. Der Satz entspricht einer schlichten dreiteiligen Liedform.

V. Sokrates: Alkibiades (Molto renuto, Allegro molto vivace). Sokrates erzählt von seinem Besuch bei der Seherin Diotima und zitiert ihre Rede über die Dämonologie der Liebe. Diese langsame Einleitung hat ein größeres Gewicht als jeder der vorhergehenden Sätze. Sie fungiert als stark weiterentwickelte Reprise des Mitteils des Agathon-Satzes und lässt so den Eindruck einer verborgenen Sonatenform entstehen. Die berühmte Unterbrechung des Gastmahls durch Alkibiades und seine Zechgenossen leitet das Allegro ein & ein weit gespanntes Rondo, das in seinem wechselhaften Charakter teils Aufgeregtheit, teils Jig-artige Tanzmusik, teils fröhliche Feststimmung vermittelt. Wenn in diesem Fest eine Andeutung von Jazz erkennbar ist, so wird dies hoffentlich nicht als anachronistische griechische Partymusik verstanden, sondern als die natürliche Ausdrucksweise eines zeitgenössischen amerikanischen Komponisten, der vom Geist zeitloser Abendgesellschaft erfüllt ist."

Leornard Bernstein aus dem ursprünglichen LP-Kommentar Übersetzung: Tobias Möller, 1998

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