Ein Resümee des 20. Jahrhunderts – 2000 Back to the Future

Sergei Prokofjew

geboren 23. 4. 1891 in Sonzowa, Ukraine gestorben 5. März 1953 in Moskau

Nur wenige zeitgenössische Komponisten schreiben Musik, die eine so unverwechselbare Identität haben wie die von Prokofjew. Stilistisch haben sich seine Werke über die Jahrzehnte wenig verändert, und viele der Qualitäten und Manierismen, die seine späten Arbeiten auszeichnen, finden sich auch schon in vielen seiner Frühwerke. Im Sommer 1943 unterbricht Prokofjew seine Arbeit an der Oper Krieg und Frieden und legt eine dringend erforderliche Ruhepause ein. Das gesamte Projekt zieht sich auf Grund der ständigen Einflussnahme der Kunstkomitees der sowjetischen Regierung und der Wünsche potenzieller Produzenten endlos in die Länge. Prokofjew reist deshalb nach Perm im Uralgebirge und beginnt mit der Arbeit für ein Ballett für das Ballettensemble von Kirow. Als der Sommer vorbei ist, hat er das Ballett Aschenbrödel und die Sonate in D-Dur für Flöte und Klavier fertig gestellt. Die Orchestrierung dieser Sonate erklärt er später damit, dass die Flöte "mich schon immer fasziniert hat und ich den Eindruck hatte, dass sie in der musikalischen Literatur vernachlässigt worden ist. Ich wollte, dass diese Sonate einen klassischen, klaren und transparenten Klang hat." Bei einem der seltenen Anlässe, da Bernard Shaw wieder zu seiner ursprünglichen Tätigkeit als Musikkritiker zurückkehrte, beschrieb er diese Sonate als ein "humoristisches Meisterwerk authentischer Geigenmusik." Shaw hat nur zum Teil Recht - in Wirklichkeit sind Lyrizismus und tiefe Gefühle die dominierenden Eigenschaften dieses Werks. Die Komposition überzeugt durch wundervolle Melodien und eröffnet sofort mit einem langen, fließenden Bogen, der den gesamten ersten Satz dominiert. Das Andante ist eines der schönsten Werke, das Prokofjew jemals geschrieben hat. 

Sonate Nr. 2 in D-Dur für Geige und Klavier Op. 94bis Die Sonate wurde am 7. Dezember 1943 in Moskau mit dem Flötisten Charkowski und dem Pianisten Swjatoslaw Richter uraufgeführt. Unter den Zuhörern ist auch der Geiger David Oistrach, der Prokofjew später dazu überredet, das Werk für Geige und Klavier zu arrangieren. Oistrachs Vorschlag einer Bearbeitung für die Geige steht nicht im Widerspruch zu Prokofjews ursprünglicher musikalischer Intention, und so wird diese Sonate zu einem Höhepunkt sowohl der Flöten- als auch der Geigenliteratur. Die Uraufführung der Sonate in der Transkription für Violine findet mit Oistrach am 17. Juni 1944 in Moskau statt. 

Der Eröffnungssatz der Sonate Nr. 2 in D-Dur, Op. 94 trägt die Bezeichnung Moderato und ist in Sonatenform verfasst. Er zeichnet sich durch den Kontrast zwischen der langen, fließenden Melodie des ersten Themas mit seinem französischen Lyrizismus und dem zweiten Thema aus, das im Charakter einem einfachen Marsch mit einem punktiertem Rhythmus gleicht. Die fanfarenartige Eröffnung des Durchführungsteils klingt zunächst wie neues musikalisches Material, ist jedoch in Wirklichkeit der in einem deutlich schnelleren Tempo gespielte erste Teil. Der zweite Satz, das Scherzo, überwindet spielerisch die Grenzen seiner Taktbezeichnung und wird abgelöst von einem klagenden Trio, das eine Zigeunerweise imitiert. Das Andante ist zwar nur kurz, aber von einer wunderbaren Klarheit. Der letzte Satz, das Allegro con brio, zeigt uns Prokofjew als Meister der Ballettkomposition. Die Themen dieses Allegros haben einen eindeutig tanzartigen Charakter, oft fantasievoll, an anderen Stellen voller Temperament. Der Satz hat Momente voller Pathos, aber auch Anflüge von Humor und spontaner Eingebung.

Ileen Zovluck

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